Obergrashof, Demeter, Bayern

Fein- und Wurzelgemüse; verschiedene Salatsorten, Kraut, Pastinaken, Sellerie, Kürbis, Broccoli, Blumenkohl, Kohlrabi, Rettich, Fenchel, Spinat, Radieschen, Lauch, Möhren, Wurzelpetersilie, sowie die Sonderkulturen Chicoree und Kresse.

Die Gärtnerei Obergrashof – Leben im und für das Dachauer Moos

Das Dachauer Moos ist eine Niedermoorlandschaft mit Auen, Streuwiesen, Kiefern- und Bruchwäldern nördlich von München – eine Kulturlandschaft von beeindruckender floristischer und faunistischer Artenvielfalt. Es bildet in seiner vielschichtigen Landschaft einen wichtigen Lebensraum und Rückzugsort vieler bedrohter Tiere und Pflanzen. Diese Region ist die Heimat des Obergrashofs. Der Erhalt und die Gestaltung dieser beachtenswerten Landschaft und die Position des Menschen in diesem System prägen die Arbeit des Teams am Obergrashof.

Vier Familien, ein Motiv – das Team des Obergrashof

Vier Familien bewirtschaften über 115 Hektar Nutzfläche – zum Anbau von Fein- bzw. Wurzelgemüse, zur (Er)Haltung des Murnau-Werdenfelder Rindes und zur Versorgung einer kleinen Schafherde.
Das Kollektiv ist vielerlei interessiert. Ihr Kernmotiv besteht in der Bewahrung des Ehemaligen und in der Fortentwicklung des Bewährten zu Neuem– alte Tierarten und Pflanzensorten erhalten hier ihren neuen Stellenwert. Ihre Position in der Öffentlichkeit und die innere Motivation des einzelnen Teammitglieds geben dem Obergrashof den fortwährenden Impuls zur Wissenentwicklung.

Traditionelles Handwerk, neu entdeckt – Gemüseanbau am Obergrashof

Der Obergrashof pflegt seine Kulturen mit dem Häufelpflug nach Turiel. In dieser Form der Bodenbearbeitung wird Gemüse auf Dämmen kultiviert. Die Dammkultur speichert Feuchtigkeit in besonderer Weise und die Pflugarbeitet entwickelt und erhält die Krümelstruktur des Bodens – beste Bedingung für das Pflanzenwachstum. Zum Erhalt der Bodengesundheit und zur Unterdrückung des Schädlingsbefalls verläuft der Anbau in umfangreicher Fruchtfolge. So verlängert eine gute Fruchtfolge die Anbaupause zwischen gleichen Pflanzenfamilien. Der Anbau von Kleegras als Leguminose erhält den Nährstoffvorrat des Bodens.

„Damit werden die Flächen entlastet, das heißt günstigere Fruchtfolgen sind möglich…das gibt Platz für zusätzliche Zwischenfrüchte, wie Blumenmischungen oder Gründüngungspflanzen, was Nützlinge und Bodenleben fördert.“

Sortenerhalt und Saatgutzucht – Erfahrungsaustausch im Netzwerk

Der Obergrashof ist seit dessen Gründung im „Initiativkreis für biologisch-dynamisches Gemüsesaatgut“ aktiv. Das Netzwerk biodynamischer, ökologischer Züchter und Vermehrer besteht europaweit. Die Saatgutvermehrung im ökologischen Gemüsebau ist eine junge Disziplin und lebt vom Erfahrungsaustausch der Züchter und Anwender- der Initiativkreis bildet hier ein lohnendes Netzwerk. So ist es ihnen u.a. gelungen die vom Aussterben bedrohte Kohlrabi-Sorte „Rasko“ weiterzuentwickeln. „Rasko“ wurde so als neue Kultursaatsorte in die Bundessortenliste eingetragen und steht so der Allgemeinheit zur Verfügung.

Nutze was Du schützen willst – der Erhalt des Murnau-Werdenfelser Rinds

Das Murnau-Werdenfelser Rind ist weltweit eine der ältesten Rinderrassen. Seine Heimat ist das Alpenvorland – mit feuchten Wiesen und hügligem Gelände und rauem Klima. Seit Aufkommen der Hochleistungsrassen ist der „Murnauer“ vom Aussterben bedroht. Die Zucht des Murnau-Werdenfelser-Rindes am Obergrashof leistet einen großen Beitrag am Erhalt dieser Rasse. Mit 70 Rindern steht hier die zweitgrößte Herde der Welt. Bulle „Liebstock“ ist zur Zucht anerkannt und seine Herde im Herdbuch eingetragen – so wird die Rasse verantwortungsvoll erhalten und in der Gesellschaft neu positioniert.

Umweltpädagogik – Wissen ohne Erkenntnis führt zu Handeln ohne Verantwortung (Rudolf Steiner)

Wissensaustausch lässt Wissen wachsen und Ideen reifen. Der pädagogische Einsatz der „Obergrashofer“ ist über viele Jahre intensiver Bildungsarbeit zu einem praxisnahen Bildungskonzept ökologischer Landarbeit erwachsen.

„Mehr und mehr wird uns klar, dass wir als biologisch-dynamischer Hof in Großstadtnähe
auch eine Bildungsaufgabe haben“

Der Obergrashof unterstützt die Vereine „Dachauer Moos“ und „Umweltinstitut München e.V.“ Diese initiieren Aktionen für Schulkinder, für die ganz Kleinen und Mittelgroßen. In der Erwachsenenbildung bietet der Obergrashof fachkundliche Seminare und Vorträge, Führungen und Praktika an – ein umfassendes pädagogisches Spektrum auf unterschiedlichsten Begegnungsebenen.

„Oft kommt uns der Gedanke, dass heute die pädagogische Arbeit am Hof in ihrer gesellschaftlichen Relevanz genauso wichtig ist, wie die Nahrungsmittelerzeugung selbst.“

Zeit für Abstraktion und Flexibilität – Ideenentwicklung am Obergrashof

Zeit für Interaktion und Kommunikation ist dem gesamten Team wichtig. Information entwickelt sich zu Wissen durch Reflexion und Austausch. Der „Runde Tisch“, wie auch der „Konzeptkreis“ bilden eine Kommunikationsplattform nicht allein der „Obergrashofer“, hier sind grundsätzlich alle eingeladen, die sich in einer Form dem Hof verbunden fühlen.

„(Mir) erscheint dieses regelmäßige Treffen wie eine Art Dach über dem Obergrashof, welches dabei ist zu gestalten, zu informieren, zusammenzuhalten, zu strukturieren, Neues hervorzubringen und Dinge zu hinterfragen.“

Würdigung der Ganzheitlichkeit – der Obergrashof als Träger des Landwirtschaft – Kulturpreises

Der Verband Demeter würdigt das Gesamtkonzept des Obergrashofes mit der Vergabe des Landwirtschaft – Kulturpreises.

„Der Obergrashof zeichnet sich durch seine ausgeprägte Nachhaltigkeit und Entwicklungsqualität aus.“

Wir danken dem Obergrashof für sein Engagement im Erhalt der Arten-, bzw. Sortenvielfalt und seiner verantwortlichen Arbeit über Generationen.

Zitate sind der Webseite www.obergrashof.de entnommen.